GMA SYMPOSIUM 06-1»TEACHING KITCHEN – EIN INNOVATIVER ANSATZ ZUR STÄRKUNG VON GESUNDHEITSKOMPETENZ IM MEDIZINSTUDIUM«

B. Stock-Schröer¹, A. Homberg²

¹ Universität Witten/Herdecke, Fakultät Gesundheit, Integriertes Begleitstudium Anthroposophische Medizin, Interprofessionelles Graduiertenkolleg für Integrative Medizin und Gesundheitswissenschaften IGIM, Witten, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
² Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung QM-Team Studium & Lehre, Mannheim, Baden-Württemberg, Deutschland

Das Konzept der Teaching Kitchen gewinnt zunehmend an Popularität, da es als vielversprechendes Instrument zur Förderung der Gesundheit und zur Vermittlung von Ernährungswissen angesehen wird. In den USA haben sich 45 Universitäten, die Unterricht in der Form anbieten, zur Teaching Kitchen Collaborative zusammengeschlossen. Sowohl die Evaluation der Angebote als auch die aktuelle Studienlage belegen eindeutig: Studierende profitieren von dieser Lehrform, da sie ihr Ernährungswissen erweitern und sich Kompetenzen für die Patientenberatung aneignen, z. B. durch Lerneinheiten, bei denen gemeinsam mit Patient:innen gekocht wird.

Während die Zahl der Lehrküchen in Amerika und andern Ländern steigt, gibt es in Deutschland bislang nur wenige Projekte an Hochschulen, die überwiegend als Wahlmodule im Curriculum zu finden sind. Weder in Schulen noch an Hochschulen wird das Format „Lehrküche“ hinreichend und verbindlich eingesetzt, um das Thema Ernährung anschaulich zu lehren. Dabei birgt es große Chancen nicht nur bzgl. der Inhalte aus der Ernährungsmedizin. Im Team lassen sich soziale Kompetenzen sowie auch landwirtschaftliche und ökologische Kenntnisse mit Spaß nachhaltig erlernen.

In diesem Symposium werden zwei universitäre Einrichtungen ihre Projekte vorstellen und gemeinsam mit Vertreter:innen anderer Hochschulprojekte diskutieren, wie Studierende das Angebot annehmen, welche didaktischen Methoden empfehlenswert sind, welche Ziele durch diese Projekte an den Hochschulen erreicht werden können und wie eine Verstetigung des Angebots aussehen kann. Als Fazit wird eine Empfehlung für künftige Projekte und mögliche gemeinsame Vorgehensweisen abgegeben.

Impulsvortrag 1 von Can Gero Leineweber, Nutrition Skills Lab, Medizinische Klinik B am Universitätsklinikum Ruppin- Brandenburg, Medizinische Hochschule Brandenburg-Theodor Fontane: In einem ersten Impulsvortrag wird das „Nutrition Skills Lab“ aus Brandenburg vorgestellt. Im Rahmen eines Förderprojekts der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gelang es hier das erste Skills Lab für Ernährung aufzubauen und modulbegleitende Tutorien für Medizinstudierende anzubieten. Eine Ökotrophologin sowie studentische Tutor:innen gestalten diese. Darüber hinaus engagiert sich die Studierendeninitiative bei der Erarbeitung eines ernährungsmedizinischen Mustercurriculums über die Junge DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin).

Impulsvortrag 2 von Thomas Ellrott/ Uwe Neumann/Heidi Schwarzer, Institut für Ernährungspsychologie (IfE), Georg-August-Universität Göttingen: Das Institut für Ernährungspsychologie an der Georg-August-Universität Göttingen hat 2019 mit Culinary Medicine Deutschland (CMD) das erste Wahlfach Culinary Medicine für das Medizinstudium im deutschsprachigen Raum entwickelt und eingeführt, in dem Studierende Ernährungsmedizin nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch praktisch mittels indikationsbezogenen Musterrezepten in Teaching Kitchen umsetzen. Ärztliche Beratungskompetenzen sowie interprofessionelle Kooperation werden optimiert. Das Lehrkonzept wird auch von den Universitäten Gießen, Brandenburg, Bonn, Kiel, Hohenheim und Graz gelehrt, gemeinsam evaluiert und fortentwickelt. 2022 wurden IfE/CMD in die internationale Teaching Kitchen Collaborative gewählt.

Impulsvortrag 3 von Jan Matthes, Zentrum für Pharmakologie und Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, Universität zu Köln
„Eat This!“ wurde von Studierenden initiiert und an der Universität zu Köln als digitale Vorlesungsreihe konzipiert, um (vorrangig) Medizinstudierenden grundlegendes Wissen zu Ernährungsmedizin, Public Health und Planetary Health zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst jeweils ca. 10 Online-Vorträge mit anschließender Frage-Antwort-Session, in denen evidenzbasiert Ernährungsempfehlungen, Prävention und Zusammenhänge zu Klima und planetarer Gesundheit behandelt werden. Das Angebot wurde in Köln als Wahlfach ins medizinische Curriculum aufgenommen und auf den gesamten deutschsprachigen Raum ausgeweitet. Begleitforschung zeigt nicht nur einen Zuwachs bei Wissen und Selbsteinschätzung der Teilnehmenden sondern auch positive Effekte auf deren Lebensstil. Die Veranstaltungsreihe kann als Modell für moderne Medizinausbildung in Deutschland gelten und wird mittlerweile als „Ernährung als Therapie – EAT“ durch die „Junge DGEM“ fortgeführt.

Die Registrierung und Rechnungsstellung erfolgt über die GMA (Gesellschaft für Medizinische Ausbildung e.V.)