
Die erste Idee, das Thema „Ernährung im Kontext von Gesundheitsbildung und –förderung“ mit einer praktischen, realitätsbezogenen und die aktive Mitarbeit von Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern bedingenden „praktischen Übung“ zu verknüpfen, entstand nach dem Besuch des Disney-Filmes „Ratatouille“ und dem anschließenden Dialog mit meinem damals siebenjährigen Sohn bei dem dieser sich über das miserable Essen in der Schule äußerte.
Die Kernaussage des Films: “Jeder kann kochen“ (Lewis, 2008) wurde ergänzt durch meinen Nachsatz: „… aber immer weniger tun es… trotz der inflationären Entwicklung von Fernsehformaten die mit der Intention Kochen als Event und Spaßbereiter – unter Einbeziehung mehr oder weniger der Öffentlichkeit bekannten Köchen und Prominenten -zu vermitteln versuchen.“
Im Verlaufe von Vorlesungen und Seminaren im Rahmen des Studiums der Gesundheitswissenschaften, Biologie und Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Studiengang Lehramt an berufsbildenden Schulen) und den dabei erworbenen Kenntnissen besonders in den Bereichen Gesundheitstheorie und Gesundheitspädagogik, Didaktik (Lescow, et al., 2002) sowie Ethik im Biologieunterricht, wuchs der Gedanke, den Themenkomplex Ernährung, Nahrungszubereitung, salutogenetischer Ansatz von Gesundheit (Wulfhorst, 2006) und Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen in einem Setting zu vereinen. In diesem recht komplexen Lern- und Handlungsfeld sollen sowohl theoretisches Wissen auf universitärem, wissenschaftlichem Niveau vermittelt werden als auch der Erwerb von sog. „Life-Skills“ unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse der Neurobiologie über ein hirngerechtes Lernen (Spitzer, 2006) unter Beteiligung möglichst vieler Sinnesmodalitäten, welches dieses positiv unterstützen.
Anders als in den bekannten Kochshows sollen in diesem Seminar, unter aktiver Einbeziehung der Seminarteilnehmer, primär Inhalte der Gesundheitsbildung und –förderung besprochen werden, welche durch die anschließende praktische Übung zu nachhaltigem Lernen führen und die aktive Bereitschaft fördern, das Erlernte später als Multiplikatoren der Gesundheitsbildung in die berufliche Tätigkeit und in die Gestaltung von Lebenswelten einfließen zu lassen. Dabei stehen Empowerment und Stärkung der persönlichen, aktiven Einstellung zu Gesundheit im Fokus und nicht der erhobene Zeigefinger der darauf hinweist was schlecht ist und krank macht und diese Empfehlungen somit die Dimension einer Krankheitsvermeidung erhalten. Das Projekt soll dahingehend motivieren, zu erfahren, wie man Gesundheit selber nachhaltig, positiv beeinflussen kann. (Wulfhorst, et al., 2009)
Ein zentraler Aspekt ist die Einbeziehung von Lernorten, Institutionen und Einrichtungen der Gesundheitsversorgung mit gezielter Information und Kommunikation in die Öffentlichkeit.
Neben der Bekanntmachung des Projektes zum Zwecke der Information und Verbreitung in der Öffentlichkeit mittels Broschüren, soll über eine Internetseite eine Plattform zum Informationsaustausch und zur Anwerbung von Projektpartnern und Sponsoren bereitgestellt werden.
Nach erfolgreichem Verlauf des Pilotprojektes besteht die Möglichkeit, dieses Konzept bzw. Derivate davon ggf. auf andere Schulformen oder Einrichtungen zum Zwecke der Weiterverbreitung oder -entwicklung abzuleiten und zu transferieren.
Abschließend möchte ich sagen können: „Jeder kann kochen – und immer mehr tun es wieder“ mit dem Ziel wieder ein bisschen Mehr an Lebensqualität und Gesundheitsbewusstsein zu erreichen.
Interaktive praktische Kochkurse ermöglichen forschendes, aktionsorientiertes und transformatives Lernen in idealer Weise. International wird daher der Begriff Teaching Kitchen genutzt. Dabei geht es nicht allein darum, Nachhaltigkeitsthemen, wie Gesundheit, Klimaschutz und Biodiversität zu thematisieren. Partizipation in Teaching Kitchens fördert zudem kritisches Denken, naturwissenschaftliches Verständnis, Teamfähigkeit und praktische Kochfertigkeiten (Reaktivierung von Kulturtechniken).
Das Lernformat Küche-Kochen-Kompetenz wurde an der Universität Osnabrück bereits in der Lehramtsausbildung unter dem Namen CookUOS pilotiert.
Zentraler Gedanke des Projektes ist es, die Themenkomplexe Ernährung, Nahrungszubereitung, salutogenetischer Ansatz von Gesundheit (WULFHORST, 2006) und Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen und Konsumverhalten in einem Setting zu vereinen. In diesen recht komplexen Lern- und Handlungsfeldern sollen sowohl theoretisches Wissen auf universitärem, wissenschaftlichem Niveau vermittelt werden als auch der Erwerb von sog. „Life-Skills“ (BELLIVEAU, 2007), (DEWEY, 2015). Unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse der Neurobiologie über ein hirngerechtes Lernen (SPITZER, 2006) mit Beteiligung möglichst vieler Sinnesmodalitäten, wird die Lernmotivation positiv gebahnt.
Über die Handlungsfelder Ernährung und Kochen können alle Dimensionen von BNE und die Nachhaltigkeitsziele der UN (SDG) abgebildet werden. Dieses wurde 2016 durch (ROCK-STRÖM & SUKHDEV, 2016a) im Rahmen eines Vortrages auf dem Stockholmer EAT Food Forum bestätigt und als richtungsweisender Paradigmenwechsel vorgeschlagen (ROCKSTRÖM & SUKHDEV, 2016b). 1
So weckt der „Kommunikationsraum Küche“ die bildreichen Erinnerungen und Assoziationen die mit Essen und Wohlgerüchen in Verbindung gebracht werden. Zudem bietet wohl kaum eine andere Handlung vielfältigere Verknüpfungsmöglichkeiten als die Zubereitung und das Einnehmen einer gemeinsamen Mahlzeit.
Anders als in den bekannten Kochshows sollen in diesem Seminar, unter aktiver Einbeziehung der Seminarteilnehmer, primär Bildungsinhalte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung interprofessionell vermittelt werden. Durch die anschließende praktische Übung wird ein autopoietischer Lernprozess (KOHLBERG, 2012) initiiert und die aktive Bereitschaft gefördert, das Erlernte später als Multiplikatoren in die berufliche Tätigkeit und in die Gestaltung von Lebenswelten einfließen zu lassen (DEWEY, 2012).
Dabei stehen Gestaltungskompetenz und Stärkung der persönlichen, aktiven Einstellung zu Gesundheit, Umgang mit Ressourcen und Konsumverhalten im Fokus und nicht der erhobene Zeigefinger der darauf hinweist was schlecht für die Umwelt ist oder die Gesundheit gefährdet bzw. krank macht. Das Projekt soll ebenfalls dahingehend motivieren, zu erfahren, wie man Gesundheit selber nachhaltig, positiv beeinflussen kann. (WULFHORST & HURRELMANN, 2009). Dieses soll durchgängig für alle Bildungsstufen und -formen geschehen. Auch non-formales Lernen ist dabei ein wertvoller Baustein im Hinblick auf lebenslanges Lernen.
Ein innovativer Aspekt ist die transdisziplinäre Einbeziehung von regionalen Lernorten, Institutionen und Einrichtungen der Gesundheitsversorgung mit gezielter Information und Kommunikation in die Öffentlichkeit im Sinne von Citizen Science. Dadurch werden wissenschaftlich fundierte Informationen in die Breite kommuniziert und gleichfalls die Öffentlichkeit in den Wissenschaftsprozess aktiv eingebunden.
Neben der Bekanntmachung des Projektes zum Zwecke der Information und Verbreitung in der Öffentlichkeit mittels Broschüren, werden über Internetseitenweitere Informationen bereitgestellt.
Die Aktionstage (CookUOS Nachhaltigkeitstag, Markt-Tage, ZEIT-Kochtage und die wissenschaftliche Koch-Show Thomas und Thomas (bzw. Thomas³) »Wissenschaft schmackhaft gemacht« dienen außerdem dazu, die Leitgedanken des Projekts der breiten Öffentlich zugänglich zu machen und gerade den Dialog und Kooperationen in der Region zu fördern (NEUMANN, 2014).
Durch das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Projekt mittlerweile weit über die Grenzen von Osnabrück hinaus national wie auch international als innovatives Format bekannt.
Auf der IdeenExpo 2015 in Hannover konnte das Team mit seiner 9-tägigen Koch-Show Schülerinnen und Schülern über das Medium Kochen die MINT-Berufe schmackhaft machen und Vertreter aus dem Land Niedersachsen und der Stadt Osnabrück begeistern.
Es besteht die Möglichkeit aber auch der Wunsch, dieses Konzept bzw. Derivate davon auf andere Schulformen oder Einrichtungen oder Fachdisziplinen (z.B. Medizin und Ernährungswissenschaften) zum Zwecke der Weiterverbreitung oder -entwicklung abzuleiten und zu transferieren (Modellcharakter).
Auszeichungen
- UN Dekade-Projekt 2012/2013, UNESCO Kommission (04/2012)3
- Ideen Zukunft Deutschland (04/2012)
- Einladung Woche der Umwelt beim Bundespräsidenten
- Innovatives & Neues Lernen, Junge Akademie (12/2012) (Die Junge Akademie und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, 2012)
- Fair Trade® Auszeichnung und Siegel (11/2012)
- In-form Unterstützungsprojekt, BMG/BMLEV (10/2012)
- UN-Dekade Projekt der Woche 11/2013
- In-Form Projekt des Monats 12/2012 – 01/2013
- UN Dekade-Projekt 2014, 2. Ausz., UNESCO Kommission (02/2014)4
- Förderpreis des Studentwerks Osnabrück (02/2014)
- Identifikation als „good practice“ Projekt WWF Deutschland (WWF Deutsch-land, 2014)
- 06/2014 Identifikation als „good practice“ Projekt, BilRess, Wuppertal-Institut (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, 2014)
- Citavi Grant innovatives Projekt (09/2014)
- Ausgewählter Teilnehmer für Abschlusskonferenz UNESCO zum Ende der Weltdekade (09/2014)
- Hochschulperle des Stifterverbandes (09/2014)
- Engagement auf der IdeenExpo 2015 (07/2015)
- Einladung des Bundespräsidenten auf Vorschlag des Stifterverbandes der Deut-schen Wissenschaft zur Verleihung des Zukunftspreises 2015
- In-form Projekt, BMG/BMLEV (07/2016)
Auszug aus der Laudatio von Prof. Dr. Lenelis Kruse-Graumann, UNESCO Kommission, Trägerin des BAUM-Preises 2012 anlässlich der Auszeichnung als UN Dekade-Projekt am 5.6.2012 in Schloss Bellevue beim Bundespräsidenten, Berlin
„… [das] Projekt CookUOS war zur Auszeichnung von der hochkarätigen Jury vorgeschlagen worden, weil „besonders die interdisziplinäre Vermittlung von theoretischem Wissen in Verbindung mit einem praktischen Bezug in der universitären Lehramtsausbildung zur verpflichtenden Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung beiträgt und daraus wert-volle Multiplikatorinnen und Multiplikatoren hervorgehen“ so die Laudatoren einhellig. Dass es an der Universität Osnabrück gelungen ist „dieses innovative Angebot besonders für die Lehramtsstudiengänge „berufsbildende Schulen“ der Lehreinheit Gesundheitswissenschaften und des Faches Biologie zu schaffen, trägt den aktuellen Entwicklungen und Schwerpunkten vollends Rechnung und sei ein richtiger Schritt zur richtigen Zeit“ führte Prof. Lenelis Kruse-Graumann weiter aus.
„COOKUOS zeigt seit 2011 eindrucksvoll, wie zukunftsfähige Bildung aussehen kann. Das Votum der Jury würdigt das Projekt, weil es verständlich vermittelt, wie Menschen nachhaltig handeln“, so Prof. Dr. Gerhard de Haan, Vorsitzender des Nationalkomitees und der Jury der UN-Dekade in Deutschland
Kurzvideos auf CookUOS – YouTube
